Volontär Fabian Spatz berichtet über seine Zeit am BHCH

Mein Hintergrund

Mein Name ist Fabian Spatz. Ich bin 19 Jahre alt und habe im Sommer 2024 mein Abitur gemacht. Meine Familie hat ein Patenkind am Bright Horizon Children's Home in Nepal und da kam der Wunsch auf, zwischen Abitur und dem Start zu meiner Lehre als Ergotherapeut ein paar Wochen am BHCH als Volontär zu arbeiten.

Nachdem meine Bewerbungsunterlagen vom deutschen und nepalesischen Vorstand geprüft wurden und ich die Zusage für ein Volontariat erhielt, ging es in die Detailplanung. Ich habe mich um mein Visum, um Impfungen und den Flug gekümmert und war vom 6. August bis 20. September 2024 am Bright Horizon Children's Home als Volontär tätig. Was ich alles erleben durfte und wie es mir gefallen hat, erfahrt Ihr in diesem Bericht.

Meine Tätigkeiten am BHCH

Während meiner Zeit am Bright Horizon Children's Home habe ich Lehrer im Unterricht vertreten. Meistens unterrichtete ich die Kinder in der deutschen Sprache und ließ sie ab und zu Sport treiben oder unterrichtete das Fach, das sie gerade hatten. Außerdem habe ich über Deutschland, die deutsche Geschichte und das Leben in Deutschland berichtet. Zum Ende meines Aufenthaltes hielt ich einen Vortrag über die zuvor genannten Themen, das deutsche Bildungssystem und Deutschland als Studienland. Ich hatte erfahren, dass es immer wieder Schüler gibt, die erwägen, für eine weitere Ausbildung oder ein Studium nach Deutschland zu gehen.

Wenn ich nicht als Vertretungslehrer fungierte, besuchte ich oft den Unterricht, um zu sehen, wie die Kinder am BHCH unterrichtet werden.

Vor und nach den Schulstunden verbrachte ich Zeit mit den Schülern, die mich herzlich willkommen hießen und in ihre Freizeitaktivitäten einschlossen. Morgens trieben sie Sport, nachmittags spielten sie oder erledigten Hausaufgaben.

Außerdem brachten sie mir ein paar nepalesische Wörter und Sätze bei und lehrten mir die Grundlagen des Klavierspiels.

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Kurz nach meiner Ankunft am BHCH. Hier führen mich die Kinder durch die Schule

Feedback und Einschätzung

Die Studenten

Das Erste, was mir an den Schülern des Bright Horizon auffiel, war, wie nett sie sind. Sie waren immer für mich da, wenn ich etwas brauchte, und haben viel Zeit mit mir verbracht. Das bezieht sich sowohl auf die Zeit während des Unterrichts als auch ihre Freizeit. Sie brachten mir die Grundlagen des Basketballspiels und des Klavierspiels bei und motivierten mich immer wieder, an Aktivitäten wie Singen oder Tanzen teilzunehmen. In Deutschland hätte ich an solchen Aktivitäten nicht teilgenommen. Aber mit den Schülern am BHCH machte es einfach viel mehr Spaß als ich erwartet hätte. Außerdem haben sie sich um mich gekümmert, als ich ein paar Tage krank war. Die Schüler waren auch immer darauf bedacht, mich nicht zu sehr zu stören, wenn ich arbeitete und respektierten immer meine Privatsphäre. Einige Lehrer hatten befürchtet, dass dies eventuell zu einem Problem werden könnte, da Privatsphäre für die Kinder am BHCH ein relativ unbekanntes Thema ist. Am BHCH leben alle sehr nahe beieinander, aber die Schüler blieben respektvoll. Und zwar nicht nur mir gegenüber, sondern auch untereinander. Ich
war erstaunt, dass es in der Zeit, in der ich dort war, fast keine Konflikte zwischen Schülern gab.

Neben den sozialen Aspekten waren die Schüler auch hoch motiviert zu lernen. Außerhalb der Schulzeit fand ich oft Schüler aller Altersgruppen, die bis in den späten Abend hineinarbeiteten. Sie waren mit großem Enthusiasmus bei der Sache. Auch ihr Notendurchschnitt schien in einem sehr guten Bereich zu liegen. Aber sie haben sich nicht auf ihrem Erfolg ausgeruht, sondern sich weiter engagiert. Im Unterricht schienen sie sehr aufmerksam zu sein, und wenn ich Fragen stellte, antworteten die meisten Schüler eifrig, obwohl ich eine neue Sprache unterrichtete, die sich sowohl vom Nepali als auch vom Englisch stark unterscheidet. Vor allem die Schüler der höheren Klassen schienen sehr interessiert zu sein, und ich musste oft improvisieren, weil wir meinen Plan für die Stunde durchgehen konnten und noch ein erheblicher Teil der Zeit übrig war. Ich habe es sogar geschafft, der Klasse 10 die deutschen Wörter für Gegenstände, die sie in der Schule benutzen, und das Zahlensystem für die Zahlen bis 10 000 in einer Stunde beizubringen.

Nachdem, was ich im Unterricht mit anwesenden Lehrern beobachtet habe, ist diese Art von Motivation auch dort vorhanden.

Außerdem habe ich festgestellt, dass die Schüler sehr kreativ und gut in Kunst und Handwerk sind. Bei Veranstaltungen wie dem Kunstwettbewerb, der während meiner Zeit am BHCH stattfand, waren die Bilder der Schüler alle besser als das meiste, was ich aus Deutschland kenne.

Insgesamt sind die Schüler unglaublich freundlich, motiviert, fleißig und kreativ.

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Einige der Bilder, die am Kunstwettbewerb teilgenommen haben. Die meisten Bilder sind schon fertig.

Die Lehrkräfte

Die Lehrer des Bright Horizon sind, wie die Schüler, sehr freundlich und aufgeschlossen. Sie ließen mich gerne in ihren Klassen hospitieren und integrierten mich in die Veranstaltungen, die in der Schule stattfanden. Besonders gefallen haben mir ihre Lehrmethoden. Sie haben nicht einfach irgendeinen Plan durchgezogen, sondern den Unterricht immer interessant gestaltet und ihren Unterrichtsstil an die Schüler angepasst. Außerdem gaben sie sich immer Mühe, Fragen zu beantworten, wenn die Schüler neugierig waren, und lobten sie, was die Motivation der Schüler förderte. Die Lehrer wurden auch von den Schülern gelobt.

Das Personal

Einige Mitarbeiter am Bright Horizon sprachen auch Englisch, mit anderen war die Verständigung manchmal schwierig. Aber im Großen und Ganzen waren sie, wie alle anderen auch, sehr freundlich und eifrig dabei, mir zu zeigen, was sie tun und mich in den Bright Horizons Alltag zu integrieren. Und für diejenigen, die kein Englisch sprachen, gab es immer jemanden, der übersetzen konnte.

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Ich zusammen mit einem Lehrer, Küchenpersonal und dem Gärtner.

Allgemeines

Die Organisation am BHCH schien sehr anpassungsfähig an die aktuellen Bedürfnisse oder Möglichkeiten der Schule zu sein. Als ich zum Beispiel das Geld mitbrachte, das mein Opa für die Schüler aus Deutschland gesammelt hatte, war es sehr einfach zu besprechen, wofür das Geld gut verwendet werden sollte.

Mir ist auch gefallen, dass die Schule ein sehr familiäres Umfeld hat, in dem sich Lehrer, Mitarbeiter und Schüler sehr nahestehen, aber trotzdem ihre Vorgesetzten und sich gegenseitig respektieren. Aus diesem Grund finde ich es auch gut, dass ein paar Lehrer an der Schule bleiben, da sie immer für die Schüler da sind. Das führt zu einer besseren Beaufsichtigung der Schüler, da immer mehr Leute da sind als nur die Herbergsväter/Herbergsmütter. Und da die Schüler natürlich ihre Familien vermissen, haben sie die Lehrer als „Ersatz“ für ihre Eltern und Familie. Daher haben die Schüler nicht nur ein berufliches Interesse daran, zu lernen und sich zu verbessern, sondern auch eine persönliche Motivation, da sie der Schule, die sie lieben, und den Lehrern, die immer für sie da sind, ihre Leistungen zeigen wollen.

Außerdem befürworte ich die Regel, dass die Schüler keine persönlichen Smartphones besitzen dürfen, da diese sehr ablenkend wirken und sich nicht nur negativ auf den Unterricht, sondern auch auf den Umgang der Schüler untereinander auswirken würden.

Vorschläge

Ich persönlich halte das BHCH für eine großartige Schule, die sehr gute Schüler hervorbringt. Aber es gibt ein paar Dinge, die meiner Meinung nach verbessert werden könnten.

Meiner Meinung nach sollte man sich mehr Mühe geben, die Kinder über die Gefahren des Internets in ihrem täglichen Leben aufzuklären. Ich weiß, dass sie über gängige Angriffe wie Phishing lernen, aber wenn sie im Internet surften, ließen sie sehr schnell Cookies, Benachrichtigungen und alles, was die Website von ihnen verlangte, zu und lasen nur selten die Pop-up-Fenster, was bedeutet, dass sie meist nicht einmal wussten, womit sie einverstanden waren.

Feedback und Einschätzung

Ich denke, dass das Bright Horizon Children's Home nicht nur ein sehr gutes humanitäres Projekt ist, sondern auch eine hervorragende schulische Ausbildung bietet.

Die Schüler sind freundlich, hilfsbereit, fleißig und motiviert. Das Gleiche gilt für die Lehrer und Mitarbeiter. Außerdem sind sie sehr kreativ und gut in Kunst und Kunsthandwerk sowie in Sport und überhaupt in allem. Und obwohl es natürlich einige Dinge gibt, die verbessert werden könnten, gab es erstaunlich wenig davon.

Abschließend möchte ich sagen, dass ich alle, die am Bright Horizon beteiligt sind, sehr bewundere. Von den Vorständen, die alles möglich machen, bis hin zu den Lehrern, dem Personal und den Schülern. Ich bin sehr dankbar, dass ich die Möglichkeit hatte, diese Wochen am BHCH zu verbringen. Für mich war es eine besondere Zeit, in der ich großartige Erfahrungen sammeln durfte. Ich hoffe, dass ich allen am Bright Horizon nützliche Einblicke in die deutsche Kultur und Bildungswesen geben konnte und dass sie die Zeit mit mir auch genossen haben.

Vielen Dank, dass Sie mir diese Möglichkeit gegeben haben und alles Gute,
Fabian Spatz
Oktober 2024

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